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Channel: Firefly
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Ich kann nicht mehr

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Ich schaue auf meine Armbanduhr. Sie zeigt kurz vor zwei Uhr. Es fühlt sich an, als würde die Zeit in dieser Nacht nie mehr vorbeigehen. Die Frau am anderen Ende des Zimmers schreit erbärmlich. Ich weiß nicht was sie hat. Ich glaube niemand weiß das. Aber sie schreit vor unerträglichen Schmerzen. Der Überwachungsmonitor beginnt zu piepsen. Mein Puls beschleunigt sich, mein Herz klopft so fest gegen meine Brust, dass ich denke, es müsste jeden Moment explodieren. Das Piepsen ist nun schrill und schnell. Es sagt mir, dass mein Puls ins Unermessliche gestiegen ist. Ich verfalle in totale Panik und drücke auf den Alarmknopf. Es geschieht nichts. Ich drücke immer und immer wieder darauf. Es kommt einfach niemand. Mittlerweile habe ich solche Angst, dass ich anfange nach einem Pfleger zu rufen. Meine Alarmglocke scheinen sie ja zu ignorieren. Aber auch auf das Rufen reagiert niemand. Meine Hände sind schweißnass, ich kann mich nicht mehr beruhigen. Am liebsten würde ich die ganzen Kabel und die Infusion von mir losreißen.  Ich will aufstehen und nach jemandem suchen, der mir helfen kann. Denn im Moment fühle ich mich so hilflos und allein gelassen wie noch nie. Das Zimmer wird von den Scheinwerfern eines Rettungswagens hell erleuchtet. Sie parken genau neben meinem Fenster. Einen Stock tiefer. Vor ein paar Stunden war ich diejenige, die dort eingeliefert wurde. Nun liege ich hier oben und kein Schwein interessiert sich für mich. Ich weiß, dass ich in dieser Nacht kein Auge zubekommen werde. Und ich bete, dass der Morgen kommt. So schnell, wie er noch nie gekommen ist.

 
Eigentlich wollte ich mich letzte Woche schon melden. Ich wollte euch erzählen, wohin es in meinen nächsten Urlaub geht. Und wie sehr ich mich freue. Doch in den letzten zwei Wochen hat sich bei mir so einiges getan. Hausbesuch der Ärztin vom Notdienst, etliche besuche beim Hausarzt, ein Herz-Echo beim Kardiologen und zur Krönung die Fahrt mit dem Krankenwagen in die Notaufnahme, inklusive einer „Übernachtung“. Von dieser hab ich euch oben bereits erzählt. Es war wirklich der pure Horror und ich hoffe, dass ich nie wieder dorthin muss.
Fakt ist: Ich bin fertig. Bei der kleinsten Anstrengung rast mein Puls und ich muss mich sofort wieder hinlegen. Ich bin müde, abgeschlagen und mir ist ständig leicht schwindelig. Nachdem ich nun wirklich von allen durchgecheckt wurde, scheint rein körperlich alles ok zu sein. Mein Hausarzt vermutet einen totalen Erschöpfungszustand. Ich weiß nicht ob es nur daran liegt oder ob es doch vielleicht eine versteckte Infektion ist. Ich weiß nur, dass ich ganz schnell wieder auf die Beine kommen möchte. Ich will endlich keine Angst mehr haben müssen. Ich will nicht mehr so zittrig auf den Beinen stehen. Ich will wieder ohne Herzklopfen einschlafen können. Ich will mich einfach wieder ganz normal fühlen. Aber momentan bin ich davon noch meilenweit entfernt. Und deshalb möchte ich hier auch noch gar nicht weiter über Urlaub reden. Denn wenn es mir bis in zwei Wochen nicht besser geht, wird es wahrscheinlich auch keinen Urlaub geben…






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